10.000 Bäume für den Darmstädter Wald. Wie geht es den Bäumen heute?
01.10.2025 | Sustainability
Im Zeitraum von 2021 bis 2023 haben wir mit HessenForst 10.000 Bäume in drei verschiedenen Revieren gepflanzt. Im Mai 2025 haben wir die Pflanzgebiete erneut besucht, um zu lernen, wie es den kleinen Bäumchen inzwischen geht. Dazu war Sarah, Head of Sustainability bei Riese & Müller, unterwegs mit Lennart Kersting, Waldpädagoge bei HessenForst.
Riese & Müller baut doch E-Bikes – wie kamt ihr überhaupt darauf, Bäume zu pflanzen?
Sarah: Vor fünf Jahren ist Nachhaltigkeit – oder wie wir es lieber bezeichnen: „Verantwortung“ – als Fundament in die Unternehmensstrategie von Riese & Müller eingezogen. Zu diesem Zeitpunkt haben wir unsere erste Klimabilanz erhoben – also berechnet, wie hoch die CO2-Emissionen sind, die wir als Unternehmen verursachen. Auch, wenn die Gebäude sehr energieeffizient gebaut sind, umweltschonendes Verhalten tief im täglichen Handeln der Mitarbeitenden verankert ist und wir immer weiter daran arbeiten, unseren ökologischen Fußabdruck zu verringern: Es bleiben unterm Strich immer Emissionen übrig, die nach aktuellen technischen und infrastrukturellen Gegebenheiten nicht komplett eliminiert werden können – ob direkt vor Ort in der Produktion, oder auch zum Beispiel in der Transportlogistik und den weiteren vor- oder nachgelagerten Schritten der Wertschöpfungskette für unsere E-Bikes.
Das übliche Vorgehen von Unternehmen sind dann sogenannte „Klimakompensationen“ – also die finanzielle Unterstützung von Projekten, die zum Klimaschutz beigetragen – als Ausgleichszahlung für die verursachten CO2-Emissionen.
In den ersten Geschäftsjahren, in denen Riese & Müller eine Klimabilanz erhoben hat, haben wir genau das getan. Wir haben verschiedene zertifizierte, internationale Klimaschutzprojekte unterstützt – vorrangig solche, die neben der Reduzierung von Treibhausgasemissionen auch die Lebensqualität und Gesundheit der lokalen Bevölkerung verbessern, z.B. durch die Finanzierung effizienter Kocher in Ländern des globalen Südens. Das sind wertvolle Maßnahmen für die lokale Bevölkerung und Umwelt – jedoch für uns und unsere Mitarbeitenden hier in Deutschland, am Rande des Odenwalds, oftmals wenig transparent und schwer zu greifen.
Wir haben uns gefragt: Gibt es nicht auch Projekte hier vor Ort in unserer Heimat, die wir unterstützen könnten? Das war im Jahr 2021, als hier in unseren Wäldern der Klimawandel immer sichtbarer wurde.
So kamen wir ins Gespräch mit HessenForst und zu dem Ergebnis: Wir wollen dem Wald hier bei uns helfen: mit 10.000 klimastabilen Setzlingen für die Wiederbewaldung von Schadflächen im Darmstädter Wald.
Wo wurden die Bäume dann gepflanzt?
Lennart: Die 10.000 Setzlinge wurden über einen Zeitraum von zwei Jahren in drei verschiedenen Revieren gepflanzt. Wir haben ganz bewusst unterschiedliche Flächen ausgewählt, die mit verschiedenen Baumarten bepflanzt wurden. Denn unser Ziel ist ein gesunder, natürlicher, für die zukünftigen klimatischen Bedingungen möglichst resistenter Mischwald – wir wollen keine Reinbestände durch gleiche Baumarten in einem Gebiet. Daher haben wir die Gebiete, Arten und Pflanzzeiträume so gewählt, dass eine gute Durchmischung stattfinden kann.
Warum sind die Pflanzgebiete eingezäunt?
Lennart: Der Zaun schützt vor Wildverbiss und bleibt in der Regel stehen, bis die Bäume so hoch sind, dass Rehe nicht mehr oben an den Leittrieb kommen. Im Vergleich zur Schutzhülle, die den einzelnen Setzling umschließt, ist die Umzäunung des gesamten Pflanzgebietes aus meiner Sicht die bessere Lösung. So bekommen die Setzlinge mehr Licht. Gleichzeitig werden nicht nur die neu gepflanzten Bäume vor Verbiss geschützt, sondern auch natürlich entstandene junge Bäume, die drum herum wachsen, die sogenannte „Naturverjüngung“. Dies fördert also bestmöglich die natürliche Entwicklung eines gesunden, durchmischten Waldes.
Im Wald sind immer wieder Markierungen an einzelnen Bäumen zu sehen. Was bedeuten die eigentlich?
Lennart: Gute Frage – das sind Merkmale für unsere tägliche Arbeit als Förster. Wenn ihr einen weißen Punkt an einem Baum seht, dann bedeutet das: Das ist ein wertvoller, zukunftsfähiger Baum. Dieser Baum soll gefördert werden. In der Nähe eines solchen Baums ist oft ein Baum mit einem roten Strich zu finden. Der rote Strich bedeutet: Das ist ein „Konkurrenzbaum“, der zugunsten des „Zukunftsbaumes“ gefällt werden soll, damit dieser mehr Licht bekommen kann. Was und wieviel in Summe gefällt wird, das wird in der Forsteinrichtung für jedes Waldgebiet individuell festgelegt. Dieser Plan enthält eine Zustandsbeschreibung des Waldes, eine gründliche Planung der Eingriffe und Pflegemaßnahmen, und die Kontrolle der durchgeführten Arbeiten.
Wie geht es den Bäumen heute?
Lennart: Wir haben es in den drei Revieren mit sehr unterschiedlichen Bedingungen zu tun, die Gesundheit und Wachstum der Bäume beeinflussen. Während sich die Gebiete in Mühltal und im Bessunger Forst recht gut entwickeln, ist das Gebiet Täubcheshöhle im Weiterstädter Revier aktuell eher Sorgenkind. Die jungen Bäume haben es hier allgemein schon schwerer, da hier ein sehr sandiger Boden mit schlechter Wasserhaltekapazität vorherrscht. Eine zusätzliche Herausforderung ist der Engerling, also die Larve des Maikäfer, die in der Erde lebt und die Wurzeln der neu gepflanzten Bäume von unten zerfrisst. Ein größerer Teil der Setzlinge wird es wohl nicht schaffen – dann muss nochmal nachgepflanzt werden. Da das Gebiet Täubcheshöhle mit so vielen Herausforderungen zu kämpfen hat, ist hier auch die Forsteinrichtung außer Kraft gesetzt. Besonders in solchen Gebieten ist Unterstützung durch Sponsorings sehr wertvoll, da HessenForst dadurch zusätzliche Budgets zur Verfügung stehen – so können die Gebiete intensiver bearbeitet werden, und zu einem gesunden, stabilen Wald für die Zukunft werden.
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Gebiet / Revier
Bessunger Forst: Traubeneiche, Stieleiche, Vogelkirsche, Esskastanie. Anzahl: 5.450; Pflanzjahr 2021
Mühltal (Frankenstein): Douglasie. Anzahl: 500; Pflanzjahr 2022
Pfungstadt (Täubcheshöhle): Roteiche, Hainbuche. Anzahl: 3.900; Pflanzjahr 2023
Mühltal: Esskastanie. Anzahl: 150; Pflanzjahr 2023
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Lennart ist angestellt bei HessenForst und zuständig für zwei Themenbereiche:
Sponsoring: Ansprechpartner für Organisationen, die den Wald unterstützen wollen, also zum Beispiel Setzlinge spenden oder Pflanzaktionen organisieren wollen.
Waldpädagogik: Den größeren Teil seiner Arbeitszeit verbringt Lennart als Waldpädagoge. In dieser Funktion führt er beispielsweise Schulklassen unter dem Motto „Raus aus dem Klassenzimmer, rein in die Natur“ durch die hessischen Wälder.Mehr zum Waldpädagogik-Angebot von HessenForst, u.a. für Schulklassen: hessen-forst.de/bildung/waldpaedagogik
Riese & Müller hat in der Vergangenheit immer wieder Angebote von HessenForst genutzt – zum Beispiel in Form von Begehungen des Fabiennesteigs mit unseren Auszubildenden. Denn Nachhaltigkeit endet für uns nicht mit unserem Produkt, sondern beginnt mit verantwortungsbewusstem Handeln jedes Einzelnen, auch über den Arbeitsalltag hinaus.